Nationalparke auf beiden Seiten
der Grenze
Der Westen des Landes war vor langer Zeit in den Märchen und
Sagen der Menschen eine geheimnisumwobene Gegend gewesen. Es war
eine rätsel-hafte Welt mit wilden Gewässern und von Morast
durchzogen im heutigen Gebiet des des Neusiedler Sees und des
Hanág. Seitdem hat sich viel ver- ändert. Der See und die vom
Menschen geprägte Waasenlandschaft sind heute eine Besonderheit,
die von zwei Ländern in Form eines gemeinsamen Nationalpark
gehütet wird. Dank den erfolgreich durchgeführten
Naturschutz-maßnahmen beider Länder kann sich der interessierte
Besucher in den Gebieten, die durch die Öffnung des Eisernen
Vorhangs zugänglich geworden waren, einer Reihe von
Sehenswürdigkeiten erfreuen.
In der Region des Neusiedler Sees treffen sowohl Klimazonen als
auch pflanzen- und tiergeographische Grenzen aufeinander. Die in
Europa einma-ligen Gegebenheiten des Übergangs zwischen Alpen
und Puszta und die Viel-falt der Ökosysteme auf kleinstem Raum
bestimmen seit mehreren Jahrtau-senden das Gesicht der
Landschaft. Der Fortbestand dieser Landschaft ist nicht zuletzt
dem harmonischen Zusammenleben der seit der Urzeit fast stän-dig
hier lebenden Völker mit der Natur
und der schonenden Landnutzung zu verdanken.
Aus Respekt vor den hier zustan-degekommenen und erhaltenen
kul-turhistorischen und naturschutzrele-vanten Besonderheiten
hat die Neu-siedlersee-Region im Dezember 2001 (auf ungarischer
und österrei-chischer Seite desgleichen) den Rang Weltkulturerbe
bekommen.
„Kern“ des Nationalparks Fertő-Hanság ist der Neusiedler See
selbst, der 1977 Landschaftsschutz-gebiet wurde, seit 1979
Mitglied des UNESCO Biosphärenreservat-Netz-werks ist, und seit
1989 als bedeu-tender Wasserlebensraum zu den Ramsar-Gebieten
gezählt wird. Im Jahr 1991 wurde er zum Nationalpark erklärt.
Der weiter östlich gelegene Hanság (Waasen) ist seit 1994 Teil
des Nationalparks. Das flächenmässig kleinste, aber keineswegs
minder wertvolle Steinchen im Mosaik des Nationalparks bilden
die Répce-Auen, die aus geschützten Auensumpfwiesen und
Auenwäldern bestehen.
Auf österreichischer Seite wird der Nationalpark Neusiedler
See-Seewinkel von einem Teil des Neusiedler Sees, den seichten
Salzlacken des Seewinkels und einem kleineren Grasland gebildet.
Der See, der samt Umgebung 1959 zum Landschaftsschutzgebiet
erklärt wurde, erhielt 1993 den Rang eines Nationalparks.
Im Frühjahr 1994 kam mit einem symbolischen Akt der Eröffnung
die Ver-bindung zwischen den österreichischen und den
ungarischen Nationalpark-gebiete und damit der erste
grenzüberschreitende Nationalpark Ungarns zustande. Seitdem wird
die Bewahrung der Schutzgebiete von den Natur-schutzexperten
beider Länder in enger Zusammenarbeit verwirklicht.